Volmarstein cr„Im KKS-Unterricht haben wir über unterschiedliche Kundentypen und Kundengruppen gesprochen. Dabei ist uns aufgefallen, dass es im Lehrbuch kein Kapitel zum Thema „Kunden mit Handicap“ gibt. Kinder, Jugendliche, Männer, Frauen, Senioren und ausländische Kunden werden ausführlich hinsichtlich ihrer Besonderheiten dargestellt. Es gibt sogar eine Abhandlung zum Spätkunden. Wir waren unsicher, wie wir im Verkaufsalltag mit dieser Kundschaft umgehen sollten. Frau Rosenthal machte uns den Vorschlag, Schülerinnen und Schüler des Werner-Richard-Berufskollegs in Wetter zu besuchen. Dort könnten wir mit jungen Menschen mit Handicap ins Gespräch kommen. Da wir damit einverstanden waren, sind wir gemeinsam am 13. 05.2016 zu einem Gedankenaustausch nach Wetter-Volmarstein gefahren.

 

Das Zusammentreffen verlief sehr harmonisch und verschaffte Einblicke in die jeweiligen Alltagsabläufe. Durch die bereitgestellten Rollstühle und eine gemeinsame Gruppenarbeit wurde „das Eis gebrochen“. Es ist gar nicht so einfach sich als „Normaler“ in einen Rollstuhl zu setzen. Das hat einigen von uns echt Überwindung gekostet. Mit einem Rollstuhl bergab zu fahren und dabei auch noch einen Koffer mitzunehmen, wir waren echt auf die Hilfe und die Tipps unserer Gastgeber angewiesen. Es gab diverse kleinere Unfälle und Schwierigkeiten. Es gab viel zu lachen und zu entdecken. Wir konnten hier viele neue Erfahrungen sammeln und uns gegenseitig viele Fragen stellen.
Wir haben festgestellt, diese Jugendliche sind genauso wie wir. Sie haben jedoch andere Hürden im Alltag zu überwinden. Deshalb sollte ihnen nicht nur beim Einkaufen, sondern auch bei anderen Schwierigkeiten geholfen werden. Unser Motto: Helfen statt wegschauen. Dies sollte auch in den Einzelhandelsgeschäften mehr berücksichtigt werden. Wir haben gemeinsam eine Checkliste erstellt, mit der überprüft werden kann, ob ein Geschäft für Kunden mit Handicap geeignet ist. Nun möchten wir diese Checkliste in einzelnen Geschäften erproben. Im Rahmen eines Mystery Shoppings möchten wir gemeinsam mit der Klasse aus Volmarstein den Hagener Einzelhandel testen.“

 

Am 17. Juni haben wir uns das 2. Mal mit den Schülerinnen und Schülerinnen des Werner-Richard-Berufskolleg getroffen. Dieses Mal haben wir uns in der neuen Rathausgalerie in Hagen verabredet. Unsere Aufgabe war, die Hagener Innenstadt und die Einzelhandelsgeschäfte auf ihre Tauglichkeit für gehandicapte Menschen zu überprüfen. Wir bildeten unsere „alten“ Teams und machten uns auf den Weg. Beim Testen der Geschäfte bekamen wir unterschiedliche Eindrücke. Bereits nach den ersten Geschäften haben wir festgestellt, dass es noch viele Schwierigkeiten gibt. Die Regale sind zum Teil zu hoch. Weder die Reck- noch die Bückzone ist mit Rollstuhl erreichbar. Einige Waren sind für Rollstuhlfahrer gar nicht zu sehen. Viele der Gänge und Verkaufszonen sind zu schmal. Die Bürgersteige sind zu hoch. Es fehlen an wichtigen Stellen Absenkungen. Dadurch werden die Einkaufswege entsprechend beschwerlicher und länger. Einige Läden hatten zum Glück breite Gänge und waren barrierefrei. Hier merkte man, dass viel Wert darauf gelegt wird, dass beeinträchtigte Menschen sich beim Einkaufen wohlfühlen können. Leider gab es auch „schwarze Schafe“. Dort können körperlich beeinträchtigte Menschen nicht ohne Umweg in obere Etagen. Auch mussten sie die Erfahrung machen, dass manches Personal überhaupt keine Rücksicht auf sie nimmt. Erschreckend und ärgerlich: Es wurde zum Teil keine Hilfe angeboten. Was wir insgesamt schade fanden: Wir wurden als Gruppe (Kunden!) gar nicht begrüßt. In einem Geschäft gab es sogar „schiefe Blicke“. In einem Geschäft wurden die Rollstuhlfahrer nicht durch die Kassenzone gelassen. Sie mussten in der Kassenschlange warten.

Da man im Brandfall die Aufzüge nicht benutzen darf, besuchte eine Gruppe das Center Management. Sie wollten vom Center Management wissen, wie Rollstuhlfahrer im Brandfall die erste Etage verlassen können. Ihnen wurde gesagt, dass die Rollstuhlfahrer die Treppen runtergetragen werden und für ihre Sicherheit gesorgt sei. So richtig wohl fühlen wir uns mit dieser Information nicht. Aber, wie sollte es anders gehen?

Unser Fazit: Ohne Begleitperson ist Einkaufen für Menschen mit Handicap kaum möglich und sehr mühsam. Hier ist in der Fußgängerzone und bei der Ladengestaltung und Bedienung noch Luft nach oben. Bitte nachbessern. Und Hilfe anbieten kann doch wohl jeder.

Auch wenn das Ergebnis relativ negativ ist, wir hatten einen tollen Vormittag mit sehr viel Spaß. Beim spontanen Rollstuhlwettrennen haben Katja und Jenny gewonnen.

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